Auf dem neuen Ghettoblaster wurde der Lautstärke-Regler auf maximal gedreht, und aus den Lautsprechern dröhnte Rock- und Stimmungsmusik. Die Spieler des Handball-Regionalligisten HSG Augustdorf / Hövelhof feierten in der Kabine ausgelassen. Mit 34:29 (12:15) hatten die Musketiere den Longericher SC besiegt.

Es war der erste Erfolg seit dem 9. März. Damals hatte die HSG nach dem 28:22 gegen Varel noch vage Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. "Hörst du die Steine fallen?", fragte Trainer Udo Schildmann zwei Stunden nach dem Schlusspfiff den Chronisten, während im Foyer weiter Party gemacht wurde. Nach einer indiskutablen Leistung im ersten Durchgang und einem verdienten 12:15-Rückstand nahm sich Routinier Henry Blatter seine Jungs in der Pause zur Brust. "Wir (Udo Schildmann und Manfred Meereis, Anm. d. Red.) sind gar nicht zu Wort gekommen", staunte selbst Schildmann über die fünfminütige Gardinenpredigt des Routiniers. Allein, der Erfolg stellte sich noch nicht ein.

Durch zwei Siebenmeter kam Longerich zum 17:12. Erst nach dem 13:18 ging ein Ruck durch die Augustdorfer Truppe. "Entweder wir geben jetzt Gas, oder es läuft gar nichts mehr", lautete das HSG-Motto. Tor um Tor holten die Hausherren vor erneut 450 Zuschauern, die wie eine Wand hinter ihrem Team standen, auf. Als beim 19:20 Torwart Lars Herzfeld einen Siebenmeter parierte und Henry Blatter aus dem Rückraum (!) zum 20:20 traf, war der Tabellenletzte im psychologischen Vorteil. Doch erst als den Gästen beim 27:28 ein Wechselfehler unterlief, bog die HSG auf die Siegerstraße ein. Longerichs Trainer Michael Slusarczyk sprach schon im Vorfeld von einem "Endspiel". Nach dem 29:34 war ihm die Partie scheinbar dermaßen auf den Magen geschlagen, dass er laut HSG-Obmann Klaus Wandke im Kabinengang seinen Rücktritt ankündigte.