"Wer ist das denn eigentlich mit den blondierten Haaren?" Bis ins kleinste Detail hatte sich Diethard von Boenigk nicht auf die deutsche Handball-Nationalmannschaft vorbereitet. Den 19-jährigen Debütanten Uwe Gensheimer erlebte der Trainer von Zweitligist HSG Augustdorf/Hövelhof gestern Abend beim 20:36 (7:20) im Trainingsspiel gegen die DHB-Elite zum ersten Mal live.

Doch der Neuling von der SG Kronau/Östringen, den Heiner Brand mit dem erstmals seit 13 Monaten wieder nominierten Routinier Christian Ramota aufs Zimmer gepackt hatte, war sichtlich nervös. 30 Sekunden vor dem Abpfiff scheiterte der junge Linksaußen auch mit seinem zweiten Strafwurf an Ronny Krüger.

1000 Zuschauer in der erstmals seit dem DHB-Pokalspiel gegen den SC Magdeburg wieder ausverkauften Witex-Halle sahen ein munteres Spielchen, in der die Musketiere anfangs schwer Respekt vor den in Mausgrau auflaufenden Nationalspielern hatten.

"Die meisten Spieler kennt man ja nur aus dem Fernsehen. Und vielleicht war das heute das erste und letzte Mal in meinem Leben, dass ich gegen die Nationalmannschaft spielen durfte", begründete Sebastian Sauerland seine anfängliche Aufgeregtheit. Als Heiner Brand Mitte der zweiten Hälfte wohlwollend decken ließ - Rechtsaußen Schöne rückte auf die Halbposition - nutzte Sauerland die große Bühne zu einer tollen Sieben-Tore-Show. Diethard von Boenigk, einst selbst nur mal in der Studenten-Nationalmannschaft mit dem Adler auf der Brust aktiv, empfahl seinen Mannen vor dem großen Match: "Genießt es." Nach der Partie freute er sich besonders für seine drei Torhüter, die jeweils 20-minütige Spielanteile erhielten. Wobei auch die aktuelle Nummer drei, Thorsten Hopp, einige prima Paraden zeigte.

Das erste Tor des Abends erzielte Rückkehrer Christian Rose, der bei seinem letzten DHB-Einsatz im März gegen Dänemark die Brand-Auswahl noch als Kapitän aufs Spielfeld führte. Diesmal übernahm die Seitenwahl und über weite Strecken auch die Regie Markus Baur, der allerdings als einziger Nationalspieler ohne Torerfolg blieb. Chefstratege "Schorsch" musste sich nach einjähriger Abstinenz erstmal wieder einleben und gab auch nur einen Torwurf ab.