Warum Ronny Krüger ausgerechnet gestern das 15 Jahre alte Handtuch mit der Aufschrift "La bamba" aus dem Schrank gekramt hatte, wusste auch er nicht. Doch immerhin brachte ihm das gute, alte Stück richtig viel Erfolg. Der Torwart des Handball-Zweitligisten HSG Augustdorf / Hövelhof feierte mit seiner Mannschaft das 32:29 (15:15) gegen den SC Magdeburg II und damit einen perfekten Saisonstart.

1990 errang der damals A-Jugendliche Ronny Krüger mit eben jenem SCM die Deutsche Meisterschaft gegen den OSC Rheinhausen und zur Belohnung gab es unter anderem dieses legendäre Handtuch. Ein Präsent, das nun 15 Jahre später ein echter Glücksbringer war. Der 31-Jährige hielt sich in einen wahren Rausch und brachte seine jungen Gegenüber schier zur Verzweiflung. Dabei hatte sein Trainer Diethard von Boenigk "nach zehn, zwölf Minuten gezweifelt, ob das heute gut geht". Die personell arg gebeutelten Musketiere ließen eine Chance nach der anderen ungenutzt und mussten froh sein, dass 15 Treffer bei 30 Angriffen zur Pause immerhin zu einem Unentschieden reichten. "In der Anfangsphase haben wir gesehen, dass Magdeburg eine gute Mannschaft hat, aber wir haben auch zu viel verworfen", bemängelte Rechtsaußen René Vasek.

Entscheidend für den späteren Triumph der aufopferungsvoll kämpfenden Augustdorfer waren die ersten fünf Minuten im zweiten Spielabschnitt. Hinten setzten die Hausherren auf eine defensivere Deckungsvariante, zudem steigerte sich Ronny Krüger noch mehr. Vorne war die schwache Wurfausbeute wie weggeblasen und "entscheidend, dass Stukalin im Spiel eins gegen eins 'was gemacht hat" (von Boenigk). Augustdorf zog auf 19:15 davon, und die Magdeburger Youngster-Truppe blieb für Minuten neben der Spur. "Wir haben sie in dieser Phase mit ihren eigenen Waffen geschlagen", meinte Diethard von Boenigk. Mit Tempo zwang die HSG-Minitruppe (Sebastian Sauerland blieb in Halbzeit zwei auf der Bank, Christoph Mylius musste behandelt werden, Benedikt Schindelhauer ging auf dem Zahnfleisch) die Gäste in die Knie, auch wenn die kurz vor Schluss noch einmal Morgenluft witterten. Zu spät. Augustdorf/Hövelhof fuhr seinen 50. Sieg seit Zweitliga-Zugehörigkeit ein und bereitete Regisseur Michael Feldmann, der heute 23 Jahre jung wird, ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk.


60 Minuten auf dem Feld: Augustdorfs Christoph Mylius (am Ball) bot eine vorzügliche Partie und fand am Kreis immer wieder eine Lücke, wie hier gegen Konietzka, Rojewski und Richwien (von links).