Vor zwei Tagen hatte sich René Selke noch nicht damit beschäftigt, wo Herbrechtingen überhaupt liegt. Doch spätestens wenn der Zug heute im Südwesten der Republik hält, ist der junge Handball-Torwart um eine geografische Erfahrung reicher.

Allerdings kam die Einladung zum Lehrgang der Junioren-Nationalmannschaft für den Spieler des TBV Lemgo, der auch mit einem Doppelspielrecht für den Zweitligisten HSG Augustdorf / Hövelhof ausgestattet ist, denn auch völlig überraschend. Bisher verzichtete Trainer Martin Heuberger in den vergangenen Maßnahmen zur Weltmeisterschaft in Ungarn auf die Dienste des 21-Jährigen, der im vergangenen Jahr noch mit im siegreichen EM-Kader stand. Der Zug schien abgefahren. Aber die letzte WM-Vorbereitung inklusive einem Vier-Länder-Turnier am Wochenende in Herbrechtingen kann für Selke noch einmal zur ganz großen Chance werden.

Weil sich Mathias Lenz (SG Leutershausen) immer noch mit einer Angina herumplagt, wurde der Youngster als dritter Torwart hinter Silvio Heinevetter (SC Magdeburg) und Kevin Klier (SG Kronau/Östringen) nachnominiert. "Jeder Lehrgang tut gut. Ich will mich anbieten", hat Selke die WM-Hoffnung nicht begraben. Wohlwissend, dass seine Berücksichtigung allein vom Genesungsverlauf seines Kontrahenten Mathias Lenz abhängt.

"Eine Weltmeisterschaft findet nicht alle Tage statt. Außerdem wäre es für mich die letzte Aktion bei den Junioren", will sich die Augustdorfer Nummer zwei voll reinhängen. Zumal er in den vergangenen sechs Jahren alle Nationalmannschaften durchlaufen hat und zumindest immer im Kader der Teams stand. Ihm ist aber auch bewusst, "dass ich bis Ende August weg vom Verein wäre".

Zurzeit tanzt René Selke auf vier Hochzeiten (Lemgo, Augustdorf / Hövelhof, Junioren- und Bundeswehr-Nationalmannschaft), doch mit einer WM-Teilnahme vom 15. bis 28. August in Ungarn würde ein Traum in Erfüllung gehen. Erst nächste Woche gibt der Trainer die Antwort auf die Frage: Lenz oder Selke?