Unaufhaltsam zählten die Sekunden in den letzten fünf Minuten nach oben, und weil gleichzeitig die Toranzeige konstant bei 25 stehen blieb, kam Handball-Zweitligist HSG Augustdorf/Hövelhof gestern Abend gegen den Meisterschaftsfavoriten Stralsunder HV nicht für einen Sieg in Frage. Mit 25:29 (13:13) gingen die Musketiere erst spät in die Knie.

Spieler, Trainer und Offizielle der Gastgeber dürften sich nach dem Schlusspfiff mächtig ärgern. Denn die Chance war groß, einen der Aufstiegsaspiranten zu besiegen. "Entscheidend waren die letzten fünf Minuten", ließ auch HSG-Coach Diethard von Boenigk gar keine Zweifel aufkommen, dass seine Jungs ganz dicht an zwei weiteren Punkten waren.

Die Verunsicherung der Gäste nach einer turbulenten Woche blieb nicht im Verborgenen. Der Trainerwechsel und der Punktverlust gegen Emsdetten trugen dazu bei, dass das Wort "Krise" in der Hansestadt die Runde machte. Die Truppe des neuen Übungsleiters Walter Bollmann spürte den Gegenwind und entschwand schon am Dienstag in Richtung Rheda-Wiedenbrück, bezog dort auch nach der gestrigen Partie Quartier, um heute die Deutschland-Tournee nach Oldenburg fortzusetzen, wo die Vorbereitung auf das nächste Spiel in Varel abgehalten wird. Viele Fehler kennzeichneten in der ersten Hälfte das Stralsunder Spiel. Augustdorf, das auf Michael Feldmann (Bronchitis) verzichten musste, nutzte dies, vergab aber in doppelter Überzahl beim 7:3 die Chance, eine höhere Führung herauszuwerfen.

"Wir haben dennoch für unsere Verhältnisse ein passables Überzahlspiel abgeliefert, rufen das in den entscheidenden Situationen jedoch nicht ab", erinnerte sich von Boenigk an so manche Szene. Dabei trieb ein starker Kapitän Christian Grunow seine Nebenleute immer wieder an und glänzte zudem als neunfacher Torschütze. Doch das Spiel der HSG wurde im zweiten Durchgang, in dem Stralsund in der Deckung wesentlich besser agierte, von Minute zu Minute hektischer. Viele kleine Fehler summierten sich.

Trotzdem: Beim 25:25 war "die Welt in Ordnung", ehe die Aktionen der Hausherren unsicherer wurden, Rico Bonath eine weitere Zeitstrafe absitzen musste, die routinierten Gäste in dieser Phase die Ruhe behielten und einem (zu) hohen Sieg entgegensteuerten. "Klar war heute was möglich.", befand Diethard von Boenigk und trauerte einer guten Möglichkeit nach.


Eingeklemmt: Augustdorfs Kreisläufer Manuel Honerkamp kommt nicht gegen die Stralsunder "Prellböcke" Jörn Schläger (links) und Michael Jahns an.